Wir befinden uns auf einer der wenigen Auffangstationen in Indonesien. Hier kommen die kranken und verwahrlosten Orangutans her. Sie werden wieder aufgepäppelt und müssen schließlich lernen, selbständig in den Regenwäldern zu leben. Darum wird eine Auffangstation auch 'Resocialisatiestation' genannt.
Und wie wird das gemacht?
Durch das Leben bei den Menschen haben viele Orangutanbabys einen deutlichen Knacks bekommen.
Sie denken, daß sie Menschen sind und haben menschliches Verhalten übernommen.
Sie verstehen die Affensprache nicht mehr und sehen Affen nicht mehr als ihre Artgenossen. Sie können nicht klettern und sind oft durch Krankheiten und Menschenessen sehr schwach. Die Orangutanbabys werden in kleine Grüppchen gesetzt, wo sie unter Begleitung wieder lernen sich als Orangutans zu verhalten. Manchmal laufen Versorger herum, knabbern an Stöckchen und tun als ob sie Orangutans sind. Sie klettern auf Bäume und machen seltsame Geräusche. Das tun sie nicht, weil sie zu viele Affen gesehen haben, sondern weil sie den kleinen Orangutans ein Vorbild geben wollen.
Haben die Orangutans dann schließlich ihr natürliches Verhalten wieder gelernt und können sie gut miteinander umgehen, werden sie in Gebiete gesetzt, wo sie so wenig menschlichen Kontakt wie möglich haben. Sie müssen lernen, daß die Menschen eigentlich ihre Feinde sind und sie so schnell wie möglich weglaufen, wenn sie einen sehen. Das ist eine der schwierigsten Aufgaben in einer Auffangstation und dauert sicherlich ein paar Monate.
Schließlich werden sie in geschützten (und oft auch geheimen) Gebieten im Urwald wieder freigelassen.
Hier werden sie in der ersten Zeit sehr gut beobachtet, und regelmäßig werden an bestimmten Orten Früchte für sie hingelegt.
Nach einigen Tagen fangen die Affen an, neugierig ihre Umgebung zu erkundigen und langsam selbst für ihr Essen zu sorgen. Am Anfang essen sie noch regelmäßig das Futter der Versorger, aber eigentlich finden sie es schöner, selbst in den Bäumen auf die Suche zu gehen. Ziemlich schnell verschwinden sie dann auch ganz und gar im Urwald und kommen nie mehr zurück zum Futterplatz.
Affen, die jemals in einer Auffangstation gesessen haben, verschwinden genau so spurlos im dichten Blätterdach wie normale Orangutans. Aus den ehemaligen 'Menschenkindern' werden unerwartet schnell wieder die scheuen Waldmenschen, die wir aus den Büchern kennen, und die sich scheinbar wirklich nur im Regenwald zuhause fühlen.
Schön und gut, aber ich hab da noch eine Frage!
Was hat man davon, resocialisierte Orangutans wieder im Urwald frei zu lassen, wenn es bald keinen Urwald mehr gibt???
Ja, das ist tatsächlich eine sehr gute Frage. Komm, wir schauen nach, was man daran tun kann!
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